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Reisebericht: Marokko 2008

Von Agdz über Ait Benhaddou nach Marrakesch

Ich lade am Morgen das Gepäck ins Auto, als mich ein Hotelmitarbeiter auf einen platten Reifen hinweist. Anscheinend habe ich auf der schlechten Zufahrt zum Rose du Sable an irgendeinem Schlagloch nicht aufgepasst. Auf jeden Fall ist der Reifen völlig platt und die Felge hat eine Delle. Möglicherweise hatte der Reifen aber auch vorher schon Luft verloren und an einem Schlagloch dann den Rest bekommen. Von Namibia bin ich in Sachen Reifenwechseln noch sehr fit und das Ganze ist in 5 Minuten erledigt. Das nun montierte Ersatzrad hat allerdings kaum noch Profil und ist anscheinend nicht ausgewuchtet.
Egal, wir haben ja keine andere Option. Am Ortseingang von Ouarzazate will ich Felge und Reifen reparieren lassen. Die Felge wird wild mit einem Meißel bearbeitet. Die Delle ist raus und der Reifen zumindest an der Stelle wieder dicht. Am nächsten Tag ist der Reifen allerdings wieder platt. Anscheinend ist noch ein Loch drin. Wir fahren nach Ait Benhaddou – einer äußerst dekorativen Ansammlung von Kasbahs an einem Berghang. Ait Benhaddou diente unter anderem auch als Kulisse für den Film Gladiator. Aktuell wird hier auch gerade irgendein kleiner Film gedreht.
Mercedes-Werkstatt, Nebenan versucht man, mein Rad zu reparieren.
Mercedes-Werkstatt, Nebenan versucht man, mein Rad zu reparieren.
Alter Mann mit modernem Schuhwerk (bei Ait Benhaddou)
Alter Mann mit modernem Schuhwerk (bei Ait Benhaddou)
Was für ein interessantes Gesicht
Was für ein interessantes Gesicht
Blick von Ait Benhaddou
Blick von Ait Benhaddou
Filmdreh mit Blick auf die Landschaft vor Ait Benhaddous
Filmdreh mit Blick auf die Landschaft vor Ait Benhaddous
Ait Benhaddou
Ait Benhaddou
Ait Benhaddou
Ait Benhaddou
Wir starten wieder über das Atlasgebirge Richtung Marrakesch. Die Fahrt verläuft problemlos. Nachdem wir tagelang äußerst wenig Verkehr hatten, erschlägt uns der Verkehr in Marrakesch umso mehr. Aber Autofahren in Marrakesch ist ohnehin nicht unbedingt das, was man gemeinhin mit einem Urlaub assoziiert. Verkehrsregeln scheinen eher fakultativ zu sein. Neben wild fahrenden Autos schießen überall Mopeds kreuz und quer. Dazwischen schieben dann noch Menschen ihre Handkarren herum und Eselskarren zuckeln irgendwo entlang. In Marrakesch möglichst nahe der Medina einen Parkplatz zu finden, ist auch recht schwierig, aber letztlich haben wir Glück. Wir wollen unbedingt innerhalb der Medina übernachten und nicht in einem der großen Hotels von westlichen Hotelketten außerhalb der Medina. Ich hatte mir dafür vorher wegen ganz guter Kritiken das Riad L'Heure ausgesucht.
Nur ist es recht aussichtslos, als Ortsunkundiger in dem überwiegend unbeschildertem Gassengewirr der Medina ein bestimmtes Hotel zu finden. Nach einer halben Stunde haben wir es aber tatsächlich geschafft und ein Zimmer ist auch noch zu haben. Nun ist es auch schon dunkel, Madame und Sohnemann sind müde und Madame will auch nichts mehr zum Abendbrot essen. Also ziehe ich allein noch mal los. Nach einer Stunde Herumstreifen im Souk von Marrakesch ist mein Gehirn so abgefüllt mit Eindrücken, dass ich nicht mehr aufnahmefähig bin. Überwältigend diese Flut von exotischen Anblicken, Gerüchen und Geräuschen. Ich esse sehr gute Fleischspieße an einem Stand auf dem Markt und dann geht es ab ins Bett.
Durch das Atlasgebirge zurück Richtung Marrakesch
Durch das Atlasgebirge zurück Richtung Marrakesch
Djemaa el Fnaa (Platz der Geköpften) bei Nacht
Djemaa el Fnaa (Platz der Geköpften) bei Nacht
Erfreulich viele Marokkaner und wenige Touristen
Erfreulich viele Marokkaner und wenige Touristen

L'Heure D'ete

Die billigeren Comfort- und Comfort-Plus-Zimmer sind schon belegt. Wir zahlen für ein Premium-Doppelzimmer 750 Dirham pro Nacht inkl. Frühstück. Das Zimmer ist schlicht aber hochwertig ausgestattet. Die Badausstattung, Bettwäsche und Handtücher haben eine gehobene Qualität. Das Frühstück wird auf der Dachterasse sehr schön serviert. Leider ist die Matratze durchgelegen und wir bekommen hier beide heftige Rückenschmerzen. Und es ist unfassbar laut. Wie bei den meisten Riads haben die Zimmer nur Fenster und Türen zum Innenhof. Unter der breiten Doppeltür ist ein ca. 2 cm hoher Spalt zur Belüftung des Zimmers. Dadurch hört man aber ausnahmslos alles, was auf irgendeiner Etage im Innenhof passiert. Von morgens um 9 bis abends um 19 Uhr ist hier Dauerlärm. Die lauten Reinigungskräfte sind insgesamt 7 Stunden zugange, im Zimmer neben uns hämmern und tackern Arbeiter bis abends um 19 Uhr irgendwas und es ist ausnahmslos immer jemand auf den Gängen unterwegs und macht Lärm. An ein bisschen Entspannung oder gar einen kurzen Mittagsschlaf ist hier tagsüber nicht zu denken. Ein Zimmer kann noch so toll gestaltet sein, wenn etwas Entspannung und ein guter Schlaf nicht möglich sind, erfüllt es seinen grundlegenden Zweck nicht.
Preis-/Leistungsnote 5.
www.lheure-dete.com
Unser Zimmer im L'Heure D'ete
Unser Zimmer im L'Heure D'ete
Am morgen ziehe ich noch einmal allein los. Dabei hat es mir insbesondere der Geflügelmarkt angetan. Toll ist auch der Bereich der Färber, wo Wolle, Baumwolle und Seide gefärbt wird. Ich bekomme eine interessante Einführung in die Welt des Färbens und der Farbpigmente. Später ziehen wir noch mal mit Sohnemann los. Aber dem scheint es wie mir gestern zu gehen: Nach einer Stunde ist er erschlagen von der Flut an Eindrücken und will nicht mehr.
Also erst einmal zurück zum Hotel. Wir schlendern später noch einmal über den Platz und essen auf der dachterasse des Cafe Glacier direkt am Djemaa el Fna. Das war es auch schon fast mit unserer kurzen Marokkoreise.
Geflügel- und Eiermarkt im Souk von Marrakesch
Geflügel- und Eiermarkt im Souk von Marrakesch
Geflügel- und Eiermarkt im Souk von Marrakesch
Geflügel- und Eiermarkt im Souk von Marrakesch
Gewürze im Souk von Marrakesch: Reizvoll für Auge und Nase
Gewürze im Souk von Marrakesch: Reizvoll für Auge und Nase
Korbwaren im Souk von Marrakesch
Korbwaren im Souk von Marrakesch
Marokkanischer Mediamarkt
Marokkanischer Mediamarkt
Im Souk von Marrakesch kann man viel Handwerk sehen
Im Souk von Marrakesch kann man viel Handwerk sehen
Tänzer auf dem Djemaa el Fnaa wartet auf Opfer
Tänzer auf dem Djemaa el Fnaa wartet auf "Opfer" (2 Kommentare)
Das ich frühmorgens kurz nach 6 Uhr auf dem Weg zum Flughafen auf die Idee kam, an roten Ampeln tatsächlich anzuhalten, war für Einheimische offenbar eine völlig absurde Auslegung der Verkehrsregeln. Zumindest wurde an den ersten 3 roten Ampeln ungeduldig hinter mir gehupt und teilweise auf der rechten Spur an mir vorbei und über die rote Ampel gefahren. An der 4. Ampel bin ich dann ganz gepflegt auch gleich bei rot rüber gefahren. An dieser Ampel schien das aber aus irgendwelchen Gründen unüblich zu sein.
Nun wurde ich angehupt, weil ich bei rot gefahren bin. Wie zum Teufel erkennt man da ein logisches System? Am Flughafen Marrakesch geht es ziemlich chaotisch zu. Letztlich überstehen wir aber alles. Unser Flug verzögert sich leider um fast eine Stunde und unser Zeitplan für Sohnemann geht somit nicht ganz auf. Sohnemann ist übermüdet und macht am Anfang etwas Krawall im Flugzeug. Danach schläft er aber wieder 3 von 4 Flugstunden.

Fazit Marokko

Marokko bietet viele interessante Eindrücke. Insbesondere die Souks und Märkte sind faszinierend und ein unvergleichliches Fest der Sinne. Südöstlich des Hohen Atlas ist Marokko ein weites, karges, schönes Land. Der westliche Einfluss und dabei insbesondere westliche Bauweisen, westliche Werbung und westlicher Verpackungsmüll lassen viele Orte nicht mehr so richtig authentisch und attraktiv erscheinen. Aber natürlich haben die Menschen hier auch einen Anspruch auf Fortschritt oder das, was man dafür hält. Die auf vielen Websites und in Reiseführern beschriebenen Probleme mit nervtötenden Teppichverkäufern, selbst ernannten aufdringlichen Führern und aggressiv bettelnden Kindern haben wir uns im Vorfeld viel schlimmer vorgestellt. Das war in der Praxis unproblematisch. Wir haben uns auch zu jedem Zeitpunkt sicher gefühlt.
Marokko hat für uns zwar keinen Suchtfaktor wie Namibia, eine Reise wert ist Marokko aber auf jeden Fall.

Fazit Reisen mit Säugling

Die meisten Menschen aus dem persönlichem Umfeld werden mehr oder weniger verständnislos reagieren, wenn man kundtut, dass man mit einem 6 Monate alten Kleinkind eine Rundreise durch ein Land wie Marokko machen will. Nur haben 99% auch nie selbst etwas derartiges gemacht und die Ablehnung basiert eher auf Vorurteilen denn auf eigenen Erfahrungen. Mittels Internet kann man sich heute im Vorfeld alle relevanten Informationen besorgen, damit so eine Reise auch für das Kleinkind gefahrlos und angenehm wird. Drohen Krankheitsgefahren (Malaria, Gelbfieber u.ä. No-Go-Kriterien)? Wie ist das Straßennetz? Wie ist die medizinische Versorgung? Wie ist das Mobilfunknetz ausgebaut, um im Fall der Fälle zeitnah Hilfe organisieren zu können (ggf. Satellitentelefon erforderlich)? Wo gibt es welche kindgerechten Nahrungsmittel in adäquater Qualität? Was sind mögliche Probleme beim Flug? Dann stellt man schnell fest, dass viele Befürchtungen schlicht unbegründet sind bzw. das es für eventuelle Problematiken einfache Lösungen gibt. Beispielsweise hatten wir unseren kleinen Spannungswandler für den Zigarettenanzünder und einen Flaschenwärmer mit dabei, um bei Bedarf an jedem Ort und zu jeder Zeit im Auto ein Fläschen oder Gläschen für Sohnemann warm machen zu können.
Für uns kann ich nur sagen: Die Reise mit unserem 6 Monate alten Sohnemann war toll und ganz entspannt. Wir würden das jederzeit wieder machen und ich kann das jedem nur empfehlen. Dadurch, dass es immer zu etwas Neues zu sehen und somit Ablenkung für Sohnemann gab, war er pflegeleichter, als er das sonst an einem durchschnittlichen Tag zu Hause ist. Sohnemann ist meistens auch ein Strahlemann und lacht fast jeden an. Dadurch fühlten sich in Marokko viele ermuntert, ihn anzufassen und abzuknutschen. Gern auf den Mund. Das sieht man als Eltern dann teilweise mit etwas gemischten Gefühlen. Aber es scheint ihm nicht geschadet zu haben.
Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn't do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover. (Mark Twain)
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