Von der Todraschlucht über Rissani nach Merzouga
Wir stehen recht früh auf, frühstücken und fahren über Tinerhir und Tinejdad nach Erfoud. Wir haben den Eindruck, dass die Ortschaften hier weniger westlichen Einfluss abbekommen haben. Es gibt weniger Werbung und weniger große Häuser. Das gefällt uns. Ich überfahre hinter Touroug fast ein über die Straße laufendes Chamäleon. Sowas wollte ich schon immer mal ausgiebig fotografieren. Also Bremsen, Zurücksetzen, Gegenverkehr abwarten, Aussteigen, Fotografieren. Den letzten Punkt streichen wir wieder, denn vom Chamäleon ist nichts mehr zu sehen. Ich suche noch 5 Minuten, aber ich finde es am Straßenrand nicht wieder. Vor Erfoud kann man hunderte von Berbern gebuddelte Brunnen bestaunen. In Erfoud halten wir auf dem großen Platz vor dem Souk und schlendern dann durch selbigen.
Der Souk ist nicht allzu groß, aber sehr interessant. Ich mag ursprünglich wirkende Orte mit morbidem Charme. Eigentlich wollten wir von Erfoud aus auf der Sandpiste Richtung Merzouga fahren. Aber die Straße ist überflutet und anscheinend trauen sich auch einige Einheimische mit Ihren Autos nicht durch. In der Todraschlucht hatten wir am Vortag gerade Anschauungsunterricht bekommen, dass man ohne 4x4 nicht unbedingt durch jedes Wasser fahren sollte. Also verzichten wir auf Experimente und beschließen die Asphaltstraße bis Merzouga zu fahren. Wie sich noch herausstellen sollte, war das eine gute Entscheidung.
Ganz mein Geschmack: Weite, karge Landschaft kurz vor Tinerhir
Ortsdurchfahrt Tinejdad
Weite und Leere
Ein Eingang zum kleinen Souk von Erfoud
Im Souk von Erfoud
Routenänderung, denn hier ist die Straße überflutet...
... und wir kommen nicht weiter
Wir fahren weiter nach Rissani. Hier ist heute (Donnerstag) Markttag und der Souk ist fantastisch. Die mit Wellblech überdachten Gänge lassen einzelne Lichtstrahlen durch und erzeugen eine mystische Atmosphäre. Dazu die ganzen Gerüche und Geräusche. Das ist mit Fotos leider nicht kommunizierbar. Wenn bei Fleischern ungekühlt die Rinderhälften am Haken hängen (jeweils inklusive einem Hoden und vielen Fliegen), dann fragt man sich, von was für Fleischern eigentlich das Fleisch im Hotel kommt. Wenn daneben auf dem Tresen aus kaputten Fliesen noch 5 abgeschnittene Schafsköpfe und diverse Gehirnmassen rumliegen, tun sich weitere Fragen auf. Aber der Souk ist unheimlich interessant und eines der Highlights unserer kleinen Marokkoreise. Laut Reiseführer ist Rissani recht touristisch geprägt,
aber wir scheinen derzeit die einzigen Touristen im Souk zu sein und alles wirkt sehr authentisch. Gut das in Erfoud die Straße überflutet war, sonst hätten wir den Markttag hier verpasst. Wir wollen dann weiter nach Merzouga fahren. Aber wo müssen wir lang? Wir fahren 5 mal auf und ab. Es gibt ganz viele Straßenschilder für alle möglichen Ziele, aber keines auf dem Merzouga steht. Dafür springen andauernd Leute vor unser Auto und wollen als Führer nach Merzouga engagiert werden. Kann es sein, dass diese Führer bewusst die entsprechenden Straßenschilder abgebaut haben? Vor einem Objekt waren uns 2 Wachsoldaten aufgefallen. Zu denen fahren wir nun und fragen einen nach dem richtigen Weg. Der Soldat erteilt uns auch äußerst freundlich Auskunft. Kein Geschäft für die Führer.
Tor in Rissani
Tolle Atmosphäre und tolle Eindrücke im Souk von Rissani
Im Souk von Rissani
Im Souk von Rissani
Weiter geht es nach Merzouga. Wir wollen 2 Nächte in der Kasbah Mohayut bleiben, denn wir wollen mal einen Tag etwas ruhiger angehen lassen und außerdem möchte ich hier in der Wüste etwas mehr fotografieren. Wir sind am Nachmittag da und bekommen problemlos ein schönes Zimmer.
Zum Sonnenuntergang will ich ein bisschen in der Wüste fotografieren. Allerdings gehe ich zu spät los und habe auch nicht daran gedacht, dass in Afrika die Sonne zum Sonnenuntergang wie ein Stein vom Himmel fällt. Ausbeute null.
Zufahrt zur Kasbah Mohayut
Kasbah Mohayut
Kasbah Mohayut
Wir bekommen ein Zweibettzimmer inkl. Frühstück und Dinner für 600 Dirham.
Beide Einzelbetten sind fürstliche 1,40 m breit. Zur Not könnte man hier
zu viert schlafen. Die Zimmer sind im Berber-Stil schön gestaltet. Das
Bad ist sauber. Aus dem Wasserhahn kommt meistens nur ein mageres
Rinnsal. Die Anlage ist insgesamt sehr schön gestaltet und gepflegt.
Es gibt im Innenhof einen kleinen Garten, einen schönen Pool mit
wasserspeienden Dromedar, eine Dachterasse und überall gemütliche
Sitzecken. Am ersten Abend gibt es ein umfangreiches Buffet, am
zweiten Abend ein 4-Gänge-Menü. Zum Frühstück wird ebenfalls ein
umfangreiches Buffet aufgebaut. In Sachen Hotelessen gibt es hier
das mit Abstand Beste, was wir auf unserer kurzen Marokkoreise
erleben. Hier weiß man, was westliche Touristen wollen. Sogar
richtig schnelles WLAN ist hier am Rand der Wüste verfügbar. Billige Telefonate nach Deutschland
über VoIP/SIP mit meinem Nokia E70 sind kein Problem.
Preis-/Leistungsnote 1.
www.mohayut.com
Unser Zimmer
In der Kasbah Mohayut bei Nacht
Am nächsten Morgen stehe ich gegen 5 Uhr auf und will zum Sonnenaufgang möglichst tief in der Wüste sein. Eine Taschenlampe habe ich nicht, aber ich hatte abends gesehen, das gerade Vollmond ist. Es würde also auch vor Sonnenaufgang ausreichend hell sein. Dumm nur, wenn der Mond schon untergegangen ist und es tatsächlich so stockfinster ist, dass man kaum die Hand vor Augen erkennt. Ich stolpere eine Stunde lang in die Wüste. Düne rauf. Düne runter. Vermuteter Puls 150. Gefühlsmäßig bin ich mindestens 5 km tief in der Wüste. Tatsächlich bin ich wohl höchstens einen Kilometer tief in der Wüste und bei Sonnenaufgang ziemlich enttäuscht. Es gab offenbar schon seit Tagen keinen Wind und ausnahmslos jede Düne ist voll von Fusspuren, Dromedarspuren und Quadspuren. Unmöglich hier ein schönes Wüstenfoto zu schießen.
Pech gehabt. Tagsüber fahren wir noch zum kleinen See am Nordrand der Sandwüste und nach Merzouga – beides nicht sonderlich spektakulär. Für den Sonnenuntergang buche ich noch eine 5stündige Dromedartour um etwas tiefer in die Wüste zu kommen und eventuell doch noch ein paar brauchbare Fotos zu schießen. Aber auch da das gleiche Bild: ausnahmslos jede Düne zerlatscht und voller Spuren. Wer noch nie Sandwüste gesehen hat, wird Erg Chebbi sicher toll finden. Nett anzusehen ist es auch, aber im Vergleich zur Namibwüste im letzten Jahr (hunderte Kilometer Wüste mit bis zu 300 Meter hohen Dünen) ist Erg Chebbi mit einer Ausdehnung von 18x8 km und bis zu 150 Meter hohen Dünen doch nur ein sehr touristisch geprägtes Wüstchen.
Unberührte Dünen sind auf frühmorgens nicht zu finden (
1 Kommentar)
Wasser und Wüste am Nordrand des Erg Chebbi
Transport auf marokkanische Art
Mit Blick auf die Wüste: Ortseingangstor in Merzouga
Mein Dromedar in der Nachmittagssonne