Von Marrakesch nach Skoura
Unser Flug startet morgens um 06.15 Uhr von Bremen nach Marrakesch und wir müssen um halb drei aufstehen, um rechtzeitig am Flughafen zu sein. Gerade zum Fliegen mit Kleinkindern haben viele Bedenken und wir sind selbst gespannt, wie Sohnemann reagiert. Es klappt letztlich sogar besser als erwartet und der Flug verläuft völlig entspannt. Zu Start und Landung lassen wir Sohnemann ein bisschen an einer Wasserflasche nuckeln und er hat dann offenbar gar keine Probleme mit dem Druckausgleich. Und ansonsten schläft Sohnemann einfach 3 von 4 Flugstunden und schreit oder weint nicht ein einziges Mal. In Marrakesch angekommen brauchen wir eine halbe Stunde, um durch die Einreisekontrolle zu kommen und unser Visum zu erhalten. Den Mietwagen haben wir über einen Mietwagenbroker in Deutschland gemietet. Leider ist bei Budget vor Ort nur die Hälfte angekommen. Meinen Nachnamen haben die nicht und statt eines Mietwagens mit Klimaanlage ist nun einer ohne für uns reserviert. Wir bekommen letztlich einen schon ziemlich verbeulten und verkratzten Renault Clio Stufenheck, bei dem auch schon die Tankklappe abgerissen ist. Die Hupe geht auch nicht. Aber er hat eine Klimaanlage. Und er hat für so ein kleines Auto einen gigantischen Kofferraum – größer als beim heimischen Avant. Auf geht es in den wilden Strassenverkehr der Millionenstadt Marrakesch, vor dem ich etwas Bammel habe. Gleich am ersten Kreisverkehr nahe dem Flughafen winkt mich der erste Verkehrspolizist, den wir in Marokko sehen, aus dem Verkehr heraus und redet auf mich ein.
Der Polizist spricht nur Arabisch und französisch, ich nur deutsch und englisch. Nach 3 Minuten erfolgloser Kommunikationsversuche, winkt der Polizist mich entnervt weiter. Ich habe wohl entweder eine rote Ampel überfahren oder das Blinken vergessen... Der Strassenverkehr ist wie vermutet recht chaotisch, aber wir finden ohne größere Probleme den Weg zum großen Marjane-Supermarkt ganz im Norden der Stadt. Dort erledigen wir unseren Grundeinkauf (Wasser, ein paar Snacks, Obstbrei für Sohnemann). Danach geht es noch einmal von Norden nach Süden quer durch Marrakesch und wir starten Richtung Atlasgebirge. Der hohe Atlas baut sich mit einer Höhe von bis zu 4165 Metern als eine beeindruckende und unüberwindlich scheinende Wand vor uns auf. Hier unten sind etwa 25 Grad und da oben liegt Schnee. Die Überquerung des Atlasgebirges verläuft soweit problemlos. Zwischendurch gibt es schöne Aussichten auf das zerklüftete Atlasgebirge. Madame ist, wie immer wenn es viele Serpentinen gibt, speiübel. Man ist in Deutschland angesichts von Abgasuntersuchungen, Umweltplaketten, Dieselpartikelfiltern und der ganzen Umweltbürokratie häufiger mal genervt. Wenn man sieht, was alte PKWs und noch ältere LKWs in Marokko für gigantische Ruß- und Gestankwolken ausstoßen, entfalten die Vorschriften in Deutschland einen gewissen Charme. In der Stadt Ouarzazate machen wir einen Zwischenstop und vertreten uns ein bisschen die Beine, aber die Stadt ist uns zu westlich um hier länger zu bleiben.
Wild zerklüftetes Atlasgebirge, schneebedeckte Gipfel im Hintergrund (
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Serpentinen im Atlasgebirge
Unser Mietwagen: Renault Clio (in Deutschland als Stufenheck nicht erhältlich)
Das Atlasgebirge überwunden, die Vegetation nimmt zu und die ersten Palmen erscheinen
Übernachten wollen wir nach Möglichkeit in der Auberge Chez Talout ca. 50 km hinter Ouarzazate am Rand der 12 km langen Oase Skoura. Das man dazu noch ca. 5 km über eine üble Sand- und Schotterpiste fahren muss, war mir leider unbekannt. Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir mit unserem Renault aber heil an und werden herzlich empfangen. Es ist nur noch ein Doppelzimmer und die Suite frei. Das Doppelzimmer gefällt uns gar nicht. Also gönnen wir uns die Suite im ersten Stock. Wir wollen unser Gepäck in die Suite holen, doch leider ist die Tür der Suite verriegelt. Von außen. Sind wir hier in einer Herberge oder in einem Knast gelandet? Wir hämmern ein paar Minuten an die Tür und werden dann wieder freigelassen.
War nur ein Versehen. Von der Dachterasse aus gibt es einen fantastischen Blick über den Palmenhain der Oase. Das Dinner wird uns für 19 Uhr angekündigt. Gegen halb neun geht es tatsächlich los. Aber das die Uhren in Afrika anders ticken, kennen wir ja schon. Inklusive der einstündigen Zeitverschiebung schläft Sohnemann zu diesem Zeitpunkt normalerweise bereits seit mindestens 2 Stunden, Wir erwarten also einen schreienden, quängeligen Sohnemann. Aber Sohnemann zeigt sich von seiner besten Seite, strahlt die Leute an und schläft dann irgendwann in seiner Babyschale ein.
Eingang zur Auberge Chez Talout
Blick von der Dachterasse über die Oase, Im Hintergrund der schneebedeckte Atlas (
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Chez Talout bei Nacht, die Treppe hoch geht es zu unserer Suite (
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Dachterasse bei Nacht
Am nächsten Morgen genießen wir beim Frühstück in der Morgensonne auf der Dachterasse die grandiose Aussicht auf den Palmenhain der Oase Skoura im Vordergrund und den schneebedeckten Hohen Atlas im Hintergrund.
Beim servierten Heißgetränk rätseln wir, ob es sich um einen Tee oder doch um Kaffee handeln soll. Wir entscheiden uns für Kaffee, was den Geschmack aber nicht besser macht.
Kontraste in Marokko: Palmen und Schnee.
Auberge Chez Talout
Wir bekommen die Suite für den leicht herabgesetzten Preis von 900 Dirham
(inkl. Dinner). Die Suite ist recht groß, bietet 5 Betten und man hat einen
tollen Ausblick. Sauber ist es auch und es ist sehr still hier. Die Ausstattung
ist eher einfach und das Essen ist auch keine große Offenbarung. Man bemüht
sich hier um eine familiäre Atmosphäre. Nachts ist es Anfang November sehr kalt - drinnen und draußen.
Preis-/Leistungsnote 3.
www.talout.com
Schlafzimmer der "Suite"
am 11.03.2009 11:07 Uhr
ein super Reisebericht, vielen Dank. Wir überlegen uns auch, dieses Jahr nach Marokko zu gehen, mit Kind 2 Jahre. Ich kenn allerdings die Vorurteile mit Kleinkind zu verreisen, die hatten wir auch zu hören bekommen, als wir zum ersten mal mit dem Kleinen als er 7 Monate war geflogen sind und vor allem als wir letztes Jahr in Kairo und Hurgharda waren.Wohin geht die nächste Reise?
Viele Grüsse
Andrea bumiller
am 11.03.2009 11:14 Uhr
Mitte Mai ins südliche Afrika - im wesentlichen durch Botswana (Kgalagadi NP, Makgadikgadi Pans). Irgendwann danach wird es auch dazu einen Reisebericht geben.
Beste Grüße
Guido
am 18.10.2009 12:42 Uhr
Aber auch das südliche Afrika bietet für Kinder viel.
Viel Spaßin Botswana